Beuvry

Einwohner

9219 (1.1.2019)

Entfernung Hemer- Beuvry

ca. 425 km

Partnerschaft seit

31.8.1968

Beuvry und seine Umgebung

Beuvry ist eine nordfranzösische Stadt im Département Pas-de-Calais, in der Region Hauts-de-France. Die Einwohner heißen Beuvrygeois und Beuvrygeoises. Die Gemeinde erstreckt sich über 16,9 km², bei einer Einwohnerzahl von 9.219 (1.1.2019). Die Stadt Beuvry, gerne als „ville nature“ bezeichnet, besteht aus zahlreichen Vierteln mit eigenem Charakter, umgeben von vielen Naturgebieten. Etwa eine Autostunde entfernt befinden sich, nahe am Ärmelkanal, der regionale Naturpark „Caps et Marais d’Opale“ sowie die Städte Calais und Dünkirchen, beide Ausgangspunkt für die Fähren nach England. Große städtische Zentren sind schnell zu erreichen. Die Nachbarstadt Béthune in 10 Minuten, Arras in 40 Minuten und Lens, die größte Stadt in der Umgebung, in 30 Minuten. Dort befindet sich der Louvre-Lens, auf einer ehemaligen Grube gelegen, das Schmuckstück des Bergbaugebiets von Nordfrankreich (UNESCO Weltkulturerbe seit 2012), der auch mehr als 200 Meisterwerke aus dem Louvre in Paris ausstellt. Die Universitätsstadt Lille, Hauptstadt und kulturelles Zentrum der Region Hauts-de-France, ist 35 km entfernt. Sogar Paris erreicht man in 2 Autostunden. Steenwerck, die zweite fränzösische Partnerstadt Hemers, liegt etwa 30 km nördlich von Beuvry.

 

Geschichte der Stadt

Ursprünglich war Beuvry umgeben von Mooren und Sümpfen, die im 19.Jh. sogar Äxte und Pfeilspitzen aus Knochen aus dem Neolithikum offenlegten. An die römische Epoche erinnern Überreste von Fundamenten und Gräbern. Die meisten Historiker gehen davon aus, dass der Name Beuvry keltischen Ursprungs ist, von den Römern latinisiert und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach variiert wurde. Die erste Erwähnung des Namens Beuvry findet man schon 878, als Chlodwig (Karl der Kahle) das Gut und die Kirche an die Abtei von Marchiennes verlieh, und später in einer Charta von 1275. Im 18. Jh.verfügte Beuvry über zwei wichtige Wirtschaftszweige, den Abbau von Sandstein und den Leinenanbau. 1720zählte die Stadt 1.200 Einwohner. Nach einem landwirtschaftlichen Aufschwung (1821-1861) und dank der industriellen Expansion und dem Kohleabbau, stieg die Einwohnerzahl schließlich bis zum Vorabend des Zweiten Weltkriegs auf 7.749 Einwohner an. Während des Ersten Weltkriegs war Beuvry, das etwa 5 km von der in Festubert gelegenen Front entfernt lag, ein Rückzugsstützpunkt für britische Truppen. Die Stadt wurde vor allem im Frühjahr 1918, kurz vor Kriegsende, bombardiert. Auch im 2. Weltkrieg war Beuvry schwer betroffen. Im Mai 1940 wurde die Stadt von der SS-Totenkopf überfallen, die zahlreiche Verbrechen an der Bevölkerung beging.

Neben einem sogenannten „Ring der Erinnerung“ in Ablain-Saint-Nazaire (20 km süd-östlich von Beuvry), an dem die Namen von 580.000 Opfern des 1. Weltkrieges aus aller Herren Länder in Metall eingraviert sind, mahnen auch eine Reihe von französischen, deutschen, tschechischen, kanadischen, englischen, polnischen und indischen Soldatenfriedhöfen und Kriegerdenkmälern in Beuvry und Umgebung, an die Opfer und das unendliche Leid dieser schrecklichen Epoche, um nicht zu vergessen und alles zu tun, um den Frieden zu erhalten. Am Ende des Krieges war Beuvry noch immer eine große Arbeiterstadt und die Rezession im Steinkohle-Bergbau des Nordfranzösischen Kohlebeckens (Bassin minier du Nord-Pas-de-Calais) war noch nicht eingetreten. Im Jahr 1964 arbeiteten noch 20% der Erwerbsbe-völkerung in der Mine. Das endgültige Aus für die Kohlegruben kam dann vor etwa 30 Jahren. Leichtindustrie und ein wenig Landwirtschaft haben den Kohlebergbau der Vergangenheit ersetzt. Nachdem die Stadt Ende 1993 mit der nahe gelegenen Stadt Béthune zusammengelegt wurde, was auf großen Widerstand stieß, führten die Kommunalwahlen im September 1997 schließlich zu einer Entflechtung, und Beuvry wurde im November 1997 wieder eine eigenständige, vollwertige Stadt. Zur Bürgermeisterin bis 2026 wurde Madame Nadine Lefebvre (Liste „Tous ensemble“) 2020 wiedergewählt.

Weitere Informationen: https://www.histoire-beuvry.fr/

 

Beuvry heute

Beuvry hält alle notwendigen Bildungseinrichtungen vor und verfügt über 7 Grundschulen, einem Collège (Collège Albert Debeyre) und einem Gymnasium (Lycée Marguerite Yourcenar). Die beiden nächsten Universitäten befinden sich in Béthune und in Lille. Das gesellschaftliche Leben ist geprägt von einem aktiven Vereinsleben mit fast 100 Vereinen aus allen Bereichen. Eine Musikschule und eine Mediathek ergänzen die kulturellen, sportlichen und sozialen Angebote zahlreicher Einrichtungen. Mehrere Veranstaltungsräume bieten auch Ausstellungen, Konzerte, Theater und Kino. Im Verlauf des Jahres finden regelmäßig auch traditionelle Feste statt, so z.B. das „Fête du printemps“ im April, die beliebten „Interquartiers“ im Juni, an denen alle Viertel der Stadt mit unterschiedlichen Aktivitäten gegeneinander antreten, oder das „Forum des associations“, in dem sich die sportlichen und kulturellen Vereine vorstellen und die „Braderie du Ballon,“ ein großer Flohmarkt, im September.

Eglise Saint Martin

Die dem Heiligen Martin gewidmete Kirche wurde von 1532 bis 1580 aus Sandstein aus den nahe gelegenen Steinbrüchen in einem typisch flämischen Baustil errichtet. Sie ist 42 m lang und 11 m breit und verfügt über drei Kirchenschiffe, deren Gewölbe aus Holz, mit einem sehr schönen Schiffsrumpf-Effekt, sind. Der Chor und die Kapellen sind mit einem gemauerten Gewölbe versehen. Unter dem Chor befindet sich eine schöne Krypta. Ihre privilegierte Lage auf einem Hügel, der das „flache Land“ überblickt, führte dazu, dass die Kirche während der deutschen Offensive im April und Mai 1918 ins Visier der Artillerie geriet und in weiten Teilen zerstört wurde. Die gesamte Glasmalerei von 1577 wurde vernichtet. Beim Wiederaufbau 1928 wurden das neue Glasfenster der Vorhalle und von 1933 bis 1938 alle anderen Glasmalereien angefertigt. Die Kirche wurde als historisches Denkmal klassifiziert und 1920 unter Denkmalschutz gestellt. Sie befindet sich im Besitz der Gemeinde.

Ferme de la Belleforière

Ursprünglich war La Belleforière aus dem 14. Jh. ein befestigter Bauernhof der Burg von Beuvry, der von Wassergräben umgeben war und sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert hat, bis hin zum Herrenhaus. Im Jahr 1698 wurden die heutigen Gebäude auf der Grundlage der alten Bauten errichtet (aus Ziegelsteinen auf einem Sandsteinsockel). Auf der linken Seite befindet sich der Wohnteil, der nach dem Ersten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. Der rechte Teil entspricht einem Schweinestall, der in der zweiten Hälfte des 20. Jh. eingerichtet wurde. Ein viereckiger Turm markiert die Verbindung zur Südfassade. Das Gebäude befindet sich in Privatbesitz.

Le Moulin de Buret

Wenn man von Labourse nach Beuvry fährt, blickt man auf die 11 m hohe Mühle von 1811, ein symbolträchtiges Denkmal von beeindruckender Architektur. Sie ersetzte eine Mühle aus Holz aus dem 18. Jahrhundert. Der Sockel besteht aus einheimischem Sandstein, der Gebäudekörper aus abwechselnden Reihen von Ziegelsteinen und weißen Steinen, eine zu dieser Zeit übliche Bauweise. Die frühere Mühle wurde 1987 als historisches Denkmal unter Schutz gestellt und ist im städtischen Besitz.

Manoir de l'Estracelles

Der im 17. Jh. auf dem früheren Lehen Estracelle der Kastellanei (châtellenie) Beuvry (erstmals 1435 erwähnt) erbaute kleine Gutshof Estracelles liegt in den ehemaligen Sümpfen von Beuvry, einer nach wie vor sehr schönen bewaldeten Gegend. Diese Überreste sind einzigartig in der von Kriegen und Industrien dem Erdboden gleichgemachten Region. Der Durchgang war über eine Zugbrücke über einen Wassergraben möglich. Trotz fehlender finanzieller Mittel wurden sowohl die Ruine des Herrenhauses (seit 1973) als auch das Wohnhaus (ab 1979) einer langen und schwierigen Restaurierung im früheren rein flämischen Stil unterzogen. Die Fassade und das Dach wurden 1966 unter Schutz gestellt. Nach der Zerstötung des Gebäudes durch eine Brandstiftung wurde es wieder aufgebaut und befindet sich heute im Besitz des Vereins „Les Amis du Musée de Béthune et de l’Estracelles“.

Les Frères Robert

Am 19. September 1784 gab der Prinz von Ghistelle in seinem Schloss in Beuvry ein großes Fest, wo, sehr zum Erstaunen der Beuvrygeois, am Abend auf der Seite der alten Mühle ein Ballon mit einem Korb mit den Brüdern Robert landete, die am selben Tag um 12 Uhr mittags in den Tuilerien gestartet waren. Eine solche Leistung wurde würdig gefeiert. Die Feierlichkeiten dauerten acht Tage lang. Die Erinnerung an diese Heldentat wird durch die „Braderie du Ballon" am Ende des Monats September aufrechterhalten.