„Jeder Schüler und jede Schülerin soll in ihrer Zeit an unserer Schule das Stadtarchiv und die Informations- und Gedenkstätte Stalag VI A mindestens einmal besucht haben. Dafür schaffen wir heute die Grundlage.“ Mit diesen Worten umrahmte Jörg Trelenberg, Schulleiter des Friedrich-Leopold-Woeste-Gymnasiums, in dieser Woche den Auftakt der neuen Bildungspartnerschaft zwischen seiner Schule, dem Verein für Hemeraner Zeitgeschichte und dem Stadtarchiv Hemer. Die Absicht einer langfristigen Zusammenarbeit wurde mit der Unterzeichnung von offiziellen Kooperationsvereinbarungen besiegelt.
Diese Zusammenarbeit sei längst überfällig, erläuterte Martin Gropengießer, der am Hemeraner Gymnasium unter anderem Geschichte unterrichtet. Auch wenn bereits einige Klassen in der Vergangenheit sporadisch einen schulischen Abstecher ins Kulturquartier am Sauerlandpark unternommen hätten, könnten und müssten die breit gefächerten Möglichkeiten an der Edmund-Weller-Straße noch intensiver genutzt werden. „Hier wird Geschichte anschaulich und erlebbar. Sie erhält dadurch einen wichtigen Bezug zur eigenen Lebenswelt. Abstrakte Themen und weltpolitische Geschehnisse werden dadurch greifbar und erleichtern die Vermittlung kultureller, historischer und politischer Bildung.“
Diese These untermauerte Bürgermeister Christian Schweitzer, der sich an seine eigene Schulzeit erinnerte: „Die Verknüpfungen von allgemeiner Historie mit klarem Bezug auf ihre Auswirkungen in Hemer erleichtern das Lernen ungemein. Hinzu kommt, dass sie noch mehr Identifikation mit unserer Heimatstadt fördern.“
Damit einher geht die Förderung von wichtigen Schlüsselqualifikationen wie das zielgerichtete Recherchieren und die Kompetenz im Umgang mit Informationen. „Dabei werden wir ein wichtiger Partner sein“, versprach Eberhard Thomas, Vorsitzender des Vereins für Hemeraner Zeitgeschichte und Stadtarchivar im Ruhestand, „denn in unserem Stadtarchiv sind wahre Schätze zu finden.“
Genauso wertvoll sind die räumlichen Vorteile, die die Anlaufstellen im Kulturquartier am Sauerlandpark bieten. „Mit der Informations- und Gedenkstätte Stalag VI A, dem Stadtarchiv, dem Bundeswehr-Traditionsraum, dem Eishockey-Museum „puck“ und dem Gelände des Sauerlandparks werden prägende Meilensteine der Geschichte Hemers an einem zentralen außerschulischen Lernort erlebbar“, rühmte Martin Gropengießer das Gebäude an der Edmund-Weller-Straße, ohne das Engagement der Ehrenamtlichen zu vergessen. „Wir sind sehr dankbar, dass alle Beteiligten der Kooperation sofort zugestimmt haben.“
Für Arne Hermann Stopsack, Mitbegründer des Vereins für Hemeraner Zeitgeschichte, war dies eine Selbstverständlichkeit, wobei er auch hervorhob: „Das Überleben eines Vereins hängt immer von einzelnen Personen ab. Davon haben wir im Verein für Hemeraner Zeitgeschichte zum Glück eine ganze Reihe Mitglieder, die sich ehrenamtlich engagieren, um die Historie Hemers nicht nur zu bewahren, sondern auch zu vermitteln und jungen Menschen zugänglich zu machen. Die Zeitzeugen, die vom Stalag VI A zum Beispiel berichten konnten, gibt es nicht mehr. Meine Generation durfte sie noch kennenlernen und hat aus diesen Gesprächen sehr viel mitgenommen. Deshalb freuen wir uns über diese Kooperation und werden den Schülerinnen und Schülern als ,Zweitzeugen’ zur Verfügung stehen, Führungen in der Informations- und Gedenkstätte anbieten, die Schule beim Fachunterricht unterstützen und bei Facharbeiten beraten.“ Und vielleicht wird ja sogar der eine oder andere Besucher des Woeste-Gymnasiums den Aufwand und die Verbundenheit der Vereinsmitglieder mit und für die Informations- und Gedenkstätte spüren und sich vorstellen können, sich selbst in diesem für Hemers Historie wertvollen Zusammenschluss ehrenamtlich zu engagieren.
Die Beteiligten des Woeste-Gymnasium werden sich selbstverständlich auch eigeninitiativ in die Zusammenarbeit einbringen, wie Martin Gropengießer ausführte: „Denkbar sind dabei die Begleitung von historischen Stadtrundgängen, Schülerpraktika im Verein für Hemeraner Zeitgeschichte und im Stadtarchiv, die Unterstützung von Gedenktagen oder auch die Organisation von Diskussionsveranstaltungen. Wir werden diese Partnerschaft jetzt schrittweise mit Leben füllen und nicht überhastet zu viele Projekte parallel beginnen.“
Alle Projektpartner werden sich regelmäßig austauschen, einmal jährlich bisherige Projekte evaluieren und weiterentwickeln, um einen konkreten Maßnahmenkatalog für das Folgejahr zu vereinbaren.
Die Spuren der Vergangenheit werden für die Schülerinnen und Schüler des Woeste-Gymnasiums sichtbar werden, verspricht sich auch Stadtarchivarin Alexandra Haber. Denn: „Die Geschichte Hemers wird im Stadtarchiv aufbewahrt – sie will nur entdeckt werden!“ Mit der geschlossenen Kooperationsvereinbarung wird diese Entdeckungsreise nun beginnen.